Schlampige Arbeit von Redakteuren sieht so aus: Aus einer Studie wird eine Bemerkung aus dem Zusammenhang gerissen, isoliert und dann kräftig aufgebauscht. Man füge dem Ganzen noch unter den Gesichtspunkten der Mobilfunkkritiker vorselektierte Hintergrundinformationen hinzu und fertig ist der Sensationsbericht.  Ein solcher ist am 30.01.2007 in der Süddeutschen Zeitung erschienen.

Meine Heimatzeitung - der Mangfall-Bote - mußte natürlich bei dieser Gelegenheit gleich wieder die völlig neben der Spur stehenden Narren der Oberammergauer Vorzeige-Mobilfunkkritiker groß herausstellen. Die Sensationslust der Menschen muß ja schließlich befriedigt werden.

Die Wahrheit indes sieht ganz anders aus. Auch die benannte Studie (Lahkola-Studie) hat keinerlei signifikante Erhöhung von irgendeiner Krebsart im Kopf aufgrund der Hochfrequenzbefeldung durch Handys oder DECT-Telefonen tatsächlich feststellen können. Aber wer unter den Redakteuren die Studie nicht komplett gelesen, geschweige denn verstanden hat, der bringt natürlich gleich den Aufreißer: Erhöhtes Gliom-Risiko bei Lanzeit-Handytelefonierern, so wie das die Süddeutsche Zeitung dem unbedarften Leser vermittelt hat.

Wohlgemerkt: Hierbei geht es um die Strahlung vom Handy am Kopf. Dabei treten deutlich höhere Strahlungsdichten auf, als auch nur in 10 Metern Entfernung auf gleicher Höhe vor einer mit 1000 W ERP strahlenden Basisstation-Sektorantenne. Für eine statistische Auswertung mit Aussagekraft müßten nun nach 15 Jahren der GSM-Mobiltelefonie schon lange bei mehreren Milliarden Handynutzern weltweit signifikante Krankheitsbilder bei den Krebsarten des Kopfes aufgefallen sein, falls die Hochfrequenzbefeldung des Handys am Kopf tatsächlich eine relevante Auswirkung hätte.

Der Bericht im Mangfall-Boten zu den durchgeknallten Mobilfunkkritikern in Oberammergau kann auch allenfalls zur allgemeinen Verunsicherung der Bevölkerung beitragen. Denn dort hat T-Mobile mehr Verbindungskapazität (Verkehrskanäle) schaffen müssen, weil die meisten Oberammergauer offensichtlich so viel mobil telefonieren und damit ihrem Herrn Pfarrer, der Ärztin Dr. Sel(t)sam und dem Dipl.-Ing Werner Funk durch ihr Verhalten in der Praxis die rote Karte zeigen.

Nochmal: Die Strahlungsdichten auch nur zehn Meter von der Basisstationsantenne entfernt und auf gleicher Höhe im Hauptstrahl der Antenne sind bereits kleiner als diejenige eines Handys am Kopf bei dessen kleinstmöglichen Sendeleistungsstufe (3 mW im D-Netz bei ca. 900 MHz; 1 mW bei ca. 1800 MHz im E-Netz) und können daher auch bei Langzeiteinwirkung garantiert keinerlei negative Gesundheitsbeeinflussung bewirken.

Das D-Netz-Handy kann maximal mit 2 Watt strahlen (also seine minimale Sendeleistung um mehr als den Faktor 500 erhöhen) und das E-Netz-Handy mit maximal 1 Watt (1000 mal größer als die kleinste Strahlungsleistung). In schlecht versorgen Gebieten senden die Handys regelmäßig mit ihrer maximalen Sendeleistung. Und selbst in solchen Gebieten sind keine signifikanten Erhöhungen von Krebserkrankungen im Kopfbereich die letzten 15 Jahre aufgefallen. Folglich ist es noch viel unwahrscheinlicher, daß negative Gesundheitsbeeinflussungen von  Basisstationen ausgehen. In vielen Tests im HF-Labor konnten noch nicht mal sich selbst als elektrosensibel bezeichnende Personen ihre Sensibilität nachweisen. Nicht in einem einzigen Fall!

Elektromagnetische Felder im Frequenzbereich unterhalb demjenigen, wo ionisierende Wirkungen auftreten, addieren keinerlei Schadwirkung über die Einwirkungszeit. Während bei ionisierenden Strahlen (oberer UV-Bereich, Röntgen- und radioaktive Strahlung) unmittelbar durch die hohe Energiedichte der sehr kurzwelligen Strahlung und damit deutlich höheren Quantendichte sofort eine Zerstörungswirkung auftritt, ist bei tieferen Frequenzen und erst recht nicht mehr bei UMTS- oder GSM-Frequenzen bei den für die Mobilkommunikation verwendeten Strahlungsleistungen eine Schadwirkung im Verlauf von bald 100 Jahren, in denen man Funkanwendungen für die Kommunikation nutzt, bekannt geworden. Bevor hier eine Schadwirkung auftritt, ist schon lange eine Wärmewirkung feststellbar. Doch die deutschen Grenzwerte sind so tief angesetzt, daß noch nichtmal eine nennenswerte Wärmewirkung auftreten kann.

In Oberammergau aber ist wohl die Narrensaison nicht nur im Fasching, sondern bezüglich Mobilfunk das ganze Jahr über. Die Kraft der Einbildung erzeugt bei Menschen dann tatsächliche Phantomschmerzen, wenn man deren Aussagen glauben mag. Sowas ist das Ergebnis von unqualifizierten Aussagen von Medizinern wie z.B. Dr. Eger, der mit seiner "Naila-Studie" nichts weiter als Statistikvergewaltigung betrieben hat.  In seinen Vorträgen hatte er die Wirkung der Funkstrahlung so beschrieben, daß pro Stunde 500000 Akupunkturnadeln mit 100 km/h auf den Menschen auftreffen würden. Daß da natürlich technische Laien auf dieses unqualifizierte Geschwätz hereinfallen, dürfte leicht nachvollziehbar sein.


Über die Auswirkungen der Einbildungen berichtet der nachfolgende Ausschnitt.

(Zeitungsausschnitt war eine Idee zu breit für meinen Scanner und ich zu faul, in mehreren Schritten die Bildteile einzuscannen und dann wieder zusammenzusetzen. Der komplette Inhalt des Textes erschließt sich auch so noch.)



Ich bin gespannt, ob eine Korrektur des weit überzogenen Berichtes in der Süddeutschen Zeitung erfolgt und wie die aussehen wird. Der "Spiegel" indes hat zu demselben Thema ebenfalls einen Bericht gebracht und bleibt dabei auf dem Boden der Tatsachen. Außerdem liefert er mehr Hintergrundinformationen direkt aus dieser Studie. Somit entsteht ein ganz anderes Bild der Realität.

Aber OberammerGAU macht seinem Namen bezuglich Größtem Ausgelebtem Unfug alle Ehre durch den Herrn Bürgermeister, dem Pfarrer und einem verwirrten Elektrotechniker namens Funk.

- HF -